Conti: Finanzielle Probleme als Autozulieferer

Continental schreibt im ersten Quartal 2024 als Zulieferer für die Autoindustrie Verluste. Das Geschäft mit Reifen rettet die Bilanz, ist aber rückläufig.

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Continental -Schriftzug

Continental ist einer der Schwergewichte unter den Autozulieferern. Doch Conti macht in diesem Bereich derzeit keinen Gewinn.

(Bild: Continental AG)

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Von
  • dpa

Continental hat im ersten Quartal 2024 die Probleme in der Autozulieferung wieder stark zu spüren bekommen. Im laufenden Geschäft fuhren der Konzern wieder rote Zahlen ein, wie er überraschend auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilten. Eigentlich hat sich Conti-Chef Niko Setzer für 2024 deutlich bessere Geschäfte in der Sparte Autozulieferung vorgenommen, die im vergangenen Jahr operativ erstmals seit 2019 wieder einen Gewinn vorweisen konnte. Doch schwache Absatzmengen, ausstehende Preisverhandlungen bei Kunden und verzögerte Produktanläufe machten Conti zumindest zu Jahresbeginn einen Strich durch die Rechnung.

Die Aktie kam an der Börse spürbar unter Druck. Denn die Zahlen fielen auch durchweg schwächer aus als von Experten im Vorhinein gedacht. Vor Zinsen, Steuern und bereinigt um Sondereffekte machte Conti mit der Autozulieferung je 100 Euro Umsatz rund 4,30 Euro Verlust. Analysten hatten zwar mit einem schwierigen Jahresstart gerechnet, aber nicht in dieser Größenordnung. Ein Jahr zuvor hatte Conti noch eine leicht positive Marge von 0,8 Prozent ausweisen können. Auch der Umsatz mit Autoteilen, Elektronik und Software ging zurück.

Die Aktie verlor zur Wochenmitte nach Handelsstart mehr als 4 Prozent. Damit hat das Papier in diesem Jahr fast ein Fünftel an Wert verloren, nachdem es im Herbst 2023 stark nach oben gegangen war. Der Kurs liegt nun wieder auf dem Niveau von Mitte November. Analyst Jose Asumendi von der Bank JPMorgan sprach von einem sehr schwachen Start ins Jahr. Zum Erreichen der bestätigten Prognose des Konzerns benötige Conti viel größere Preiserhöhungen zulasten der Autohersteller im zweiten Halbjahr sowie eine beschleunigte Kostenersparnis durch die laufenden Umbaumaßnahmen.

Erwann Dagorne von der britischen Barclays-Bank schrieb, das erste Quartal 2024 sei viel schlimmer ausgefallen als befürchtet. Das Abschneiden setze das Management bei der im Gesamtjahr angestrebten Profitabilität im Autogeschäft zunehmend unter Druck. Die Erwartungen seien niedrig gewesen, aber nicht so niedrig wie die von dem Autozulieferer veröffentlichten Zahlen, schrieb auch Jefferies-Analyst Michael Aspinall. Einerseits hätten schwache Absatzmengen in Europa belastet, andererseits noch ausstehende Neuverhandlungen von Preisen in Kundenverträgen, hieß es vom DAX-Unternehmen. Zudem sei wegen verzögerten Produktanläufen auch gegenüber dem Markt eine schwache Entwicklung zu verzeichnen gewesen. Höhere Löhne hätten die Profitabilität außerdem belastet.

Conti kämpft in der Autozulieferung seit Jahren mit hartnäckigen Problemen. Zuletzt hatte Spartenchef Philipp von Hirschheydt den Rotstift angesetzt. In Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung sollen 7150 Arbeitsplätze wegfallen. Allein durch die Maßnahmen in der Verwaltung sollen die laufenden Kosten bis 2025 um 400 Millionen Euro sinken. Der Anteil der von Experten als zu hoch bemängelten Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Umsatz soll bis 2028 auf 9 Prozent fallen. 2023 lagen sie bei fast 12 Prozent. Zudem stehen Teile der Autozuliefersparte auf dem Prüfstand, die rund ein Viertel des Umsatzes der Sparte ausmachen.

Aber nicht nur Conti hadert mit den Umwälzungen in der Branche und den Krisen der vergangenen Jahre. Auch die deutschen Zulieferer Bosch und ZF streichen Stellen, wenn auch aus teils unterschiedlichen Gründen. Bosch, weltweit größter Autozulieferer, will insgesamt mehr als 7000 Stellen streichen, davon bis zu 3200 in der Autozulieferung. Unter anderem die traditionell starke Antriebssparte macht Probleme. ZF in Friedrichshafen muss seinen Schuldenberg abtragen und sparen. Der Gesamtbetriebsrat fürchtet den Verlust von mindestens 12.000 Arbeitsplätzen.

Bei Conti macht zwar die Sparte mit den Reifen weiter gute Gewinne. Aber auch im Gesamtkonzern lag der Umsatz im ersten Quartal mit 9,8 Milliarden um rund 5 Prozent unter dem Vorjahreswert von 10,3 Milliarden Euro. Dank der Reifensparte erzielten die Niedersachsen mit 2 Prozent voraussichtlich insgesamt eine positive operative Marge. Vor einem Jahr waren es aber noch 5,6  Prozent gewesen. Trotz der Ergebnisse im ersten Quartal rechnet die Führungsspitze um Chef Setzer damit, die finanziellen Jahresziele in allen Sparten und auch im Gesamtkonzern erreichen zu können. Die Prognose bestätigte Conti daher. Die detaillierten Zahlen zum ersten Quartal legt das Unternehmen am 8. Mai vor.

(mfz)