Dresdner Anklage gegen weiteren mutmaßlichen movie2k-Betreiber

Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden macht einem weiteren Verdächtigen hinter dem Streamingportal movie2k den Prozess. Bitcoins wurden "notveräußert".​

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Schwarz-Weiß-Bild eines großen Röhrenfernsehers

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Gegen einen mutmaßlichen weiteren Hauptbetreiber und einen Mitarbeiter des bis Ende Mai 2013 online verfügbaren illegalen Streamingportals movie2K läuft nun ein Strafprozess in Leipzig. Eine Sonderermittlungseinheit der Generalstaatsanwaltschaft Dresden zum Kampf gegen schwere Korruption und organisierte Kriminalität hat die Anklageschrift bei der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Leipzig eingebracht. Die Strafverfolger werfen dem 40-jährigen potenziellen Drahtzieher vor, in 219.928 Fällen urheberrechtlich geschützte Werke über die Plattform widerrechtlich verwertet zu haben. Er wird sich auch wegen gewerbsmäßiger Geldwäsche in 146 Fällen sowie Anstiftung zur falschen Verdächtigung verteidigen müssen. Mit Millioneneinnahmen aus Werbeverträgen soll er Bitcoins erworben haben.

Der Beschuldigte tauchte zunächst unter. Im Mai 2023 wurde er im Ausland festgenommen. Nach seiner Auslieferung habe er bis Mitte Januar in Sachsen in Untersuchungshaft gesessen, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Dem zweiten Beschuldigten wirft sie gewerbsmäßige Geldwäsche in 46 Fällen und besonders schwere Steuerhinterziehung vor. Der 37-jährige polnische Staatsangehörige soll von dem mit ihm befreundeten Hauptbetreiber Bitcoin für seine Tätigkeit bei movie2k erhalten haben.

Fahnder konnten ungefähr 2700 Bitcoins und Bitcoin Cash sicherstellen und haben diese "notverkauft". Das Amtsgericht Leipzig hat die Frage der Verwertung vom Strafverfahren abgetrennt. Daher ist noch offen, was mit dem Erlös in Höhe von rund 38,6 Millionen Euro geschieht. Zusätzlich konnten die Ermittler Mitte Januar in dem aktuellen movie2k-Verfahren in Folge einer freiwilligen Übergabe fast 50.000 Bitcoins vorläufig sichern. Was mit diesen Milliardenwerten geschieht, ist ebenfalls noch nicht entschieden.

Eine weitere Anklage, gegen einen Immobilienmakler aus Berlin, hat das Amtsgericht Leipzig noch nicht zur Hauptverhandlung zugelassen. Diesem Mann wird zusammen mit dem zweiten Hauptbetreiber Geldwäsche vorgeworfen. In einem bereits rechtskräftig abgeschlossenen Strafverfahren haben die Leipziger Richter im März 2023 den als Programmierer tätigen zweiten Hauptverantwortlichen wegen gewerbsmäßiger unerlaubter Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke, Geldwäsche, Betrugs und Steuerhinterziehung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt. Zudem wurde der für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs zuständige Hauptfinanzagent von movie2k wegen Urheberrechtsverletzung und falscher Verdächtigung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zehn Monaten verdonnert. Beide kamen mit Bewährung davon.

Über das unter anderem in Deutschland populäre, 2008 gestartete Videostreaming-Portal waren teils fast 900.000 Filme und Serien abrufbar. Einnahmen in Höhe von Millionen Euro generierten die Verantwortlichen über Werbung und Abofallen. Sie steckten das Geld in Kryptowährungen und Immobilien. Schon 2020 hat einer der Hauptverdächtigen Bitcoin und Bitcoin Cash im Gesamtwert von damals 25 Millionen Euro an die Behörden übergeben.

(ds)