Nachschau: Hackaday Europe in Berlin

Am Wochenende fand der Hackaday Europe in Berlin statt. Zahlreiche Maker, Hacker und YouTuber trafen sich im MotionLab.Berlin.

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Logo des Hackaday

(Bild: heise online)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Carsten Wartmann
Inhaltsverzeichnis

Am vergangenen Wochenende fand zum zweitem Mal der Hackaday Europe in den Hallen des MotionLab.Berlin statt. Der Hackaday ist eine Veranstaltung, in der es um das Hacken (im guten Sinne) von Hard- und Software geht, aber auch Lifehacks, Businessmodelle, Arbeit in modernen Zeiten und der Erfahrungstausch sind Themen. Veranstaltet wird das Event in den USA und Europa von Hackaday.com und Hackaday.io einer Newsseite und Community, die täglich die neuesten und frischesten Hacks serviert.

Die Tickets zum Hackaday (egal ob Europa oder USA) sind immer schnell ausverkauft. So auch für den Hackaday Europe. Der "Early Bird"-Tarif für 70 US-Dollar und auch der reguläre Preis von 142 US-Dollar klingen erst einmal recht viel, nutzt man aber die zwei Tage und das Get-Together am Freitag, die verschiedenen Mahlzeiten (Samstag drei Mahlzeiten und Teilchen zum Kaffee), Getränke, DJ und Party, ist das gar nicht mal so viel. Und dann ist da noch das Badge. Kein Plastikschildchen, nein, ein hackbares, elektronisches Projekt.

Für Berlin wurde dieses Mal der Badge der "Hackaday Superconference" 2023 wiederverwendet. Der Badge auf Basis des Raspberry Pico bietet mit ihren runden Display, Knöpfen und einem 4-Wege-Joysticks, I2C, Lautsprecher und Stromversorgung mit 2xAAA eine gute Platform für Experimente. Das runde Display und die (vier) analogen Eingänge boten geradezu eine Steilvorlage, ein Oszilloskop nachzubilden. So dient dann auf dem Badge auch ein Kern des RP2040 dazu, die Signale darzustellen und der andere Kern bildet einen Signalgenerator, mit dem man die faszinierenden Lissajous-Figuren erzeugen kann. Der erste Hack war dann mittels Jumperkabeln die Ausgänge des Signalgenerators mit den Eingängen des Oszilloskops zu verbinden: Aber das haben auch Dokumentationsmuffel wie ich schnell bei anderen abgeschaut.

Im Grundzustand ist die Badge mit einer Micropython Firmware inklusive Unterstützung für das Display versehen, so das man schnell etwas experimentieren kann.

Badge: Hackaday Berlin 2024 (4 Bilder)

Schon bald sah man Maker versunken auf das kleine runde Display schauend mit den Demos spielen. Ans Eingemachte geht es dann an diversen Lötplätzen, wo Hardware und Software (Micro Python oder C++) gehackt wurden. Hat man das Glück von DaveDarko (Xhain, Berlin) ein Aufsteckboard zu bekommen ist es auch möglich Line-Audio in das Gerät zu bekommen, so konnte ich dann auch mitgebrachte Audiofiles meiner analogen Synthesizer auf den Badge anschauen und mit VCV Rack immerhin virtuell Synthesizer Module zusammen stecken.

Hackaday Europe Berlin 2024 (3 Bilder)

War keiner der zahlreichen Lötplätze mehr frei, wurde auch schon mal auf dem Boden oder kniend gelötet.

In einem Workshop wurde der Badge um einen kleinen Synthesizer erweitert und mit Fotodioden, Signale von IR-Fernbedienungen oder der Lightshow des DJ nachgespürt. Etliche Besucher hatten auch schon ein 3D-Gedrucktes Gehäuse dabei oder andere Hardware um das Badge zu hacken und so wurde dann auch fleißig gelötet.

In der Samstagnacht wurden dann die Badge-Hacks vorgeführt und prämiert. Wer es bis dahin nicht bleiben konnte, wird sicher in den Videos einiges zu sehen bekommen, wie immer ist dieser Teil der Veranstaltung sehr interessant und lustig.

Die Vorträge sind offen für alle, findet man keinen Platz vor der Bühne, so kann man von der Empore im Motion.Lab zuschauen oder den Livestream verfolgen. Das Programm von 2024 konnte sich wirklich wieder sehen lassen. Vom Sprachassistenten in HAL9000 Look, über Gitarren-Effekte, Circuitpainter bis zur Bitshow von Ladestationen für e-Autos war viel dabei. Viele der Vortragenden wurden bereits mit Hackaday-Preisen in den vergangenen Jahren ausgezeichnet. In "Lightning Talks" konnte man auch noch kurzfristig die Bühne für sieben Minuten bekommen und sein Projekt vorstellen. Alle Vorträge und "Lightning Talks" wurden aufgezeichnet und sind schon im Live-Bereich des YT-Kanals zu sehen, auch wenn die Stream-Namen teils verwirrend sind. Die Vorträge waren immer lustig und informativ und wo bekommt man schon sonst das besprochene Objekt bzw. Projekt herumgereicht während des Vortrags?

Vorträge: Hackaday Berlin 2024 (9 Bilder)

Die Workshops waren wiederum sehr beliebt und praktisch fast sofort ausgebucht. Einige wurden dann kurz entschlossen mehrfach gehalten und man konnte hoffen, über die Warteliste hineinzukommen. Einige Workshops, die Hardware bereit stellen, wurde eine kleine zusätzliche Gebühr fällig. Die Themen reichten von Matt Venns "Tiny Tapeout" über DIY-Roboter, Synthesizer bis zu Licht- und Soundhacks.

Hatte man einen Workshop oder Talk verpasst, so fand man den Vortragenden fast immer umringt von ein paar Personen und so bildeten sich überall kleine Grüppchen, in denen die Themen vertieft und weitere Fragen beantwortet wurden. So wurde zusammen gehackt, SMD-Platinen erstellt und gelötet, Roboter programmiert, die Badge gehackt und so weiter.

Ich habe es sehr genossen, mit vielen gleich gesinnten Menschen zu sprechen, die auch nicht über merkwürdige Hobbys wie analoge Synthesizer lächeln, dabei verständnislos den Kopf schütteln: und wenn doch, dann lassen sie es sich in den nächsten 10 Minuten geduldig und interessiert erklären.

Wenn der nächste Hackaday Europe nicht zu weit entfernt ist, bin ich wieder dabei!

(caw)