Polizei von Arizona kauft umstrittene Taser-Waffe

Mit Stromstößen soll der M26 Advanced Taser Bösewichte ausschalten. Todesfälle sind allerdings nicht ausgeschlossen -- Hersteller nennt Gerät "less-lethal".

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Auch Waffenhändler haben ihr Weihnachtsgeschäft. So meldete TASER International einen Tag vor Weihnachten den Abschluss eines 600.000-Dollar-Deals mit der Polizei von Phoenix, Arizona. Dort wird nun jeder Streifenpolizist mit einer "M26 Advanced Taser"-Waffe ausgestattet -- ein Durchbruch für die Herstellerfirma, die bisher nur kleinere Mengen an verschiedene Behörden und Fluglinien verkaufen konnte. Die äußerlich pistolenähnlichen Waffen sollen Zielpersonen kurzfristig außer Gefecht setzen ohne sie zu töten. Dafür werden zwei Projektile abgefeuert, die je mit einem gut sechs Meter langen Kabel mit dem Advanced Taser verbunden sind. Treffen beide Projektile das Ziel werden Stromstöße durch die isolierten Kabel in die Person geleitet, die sich daraufhin von unkontrollierbaren Krämpfen gequält auf dem Boden windet.

Der Erfinder Jack Cover war ein Fan der Romanfigur Tom Swift und taufte 1976 sein Produkt "Thomas A. Swift Electronic Rifle" oder kurz TASER. Die neue Generation der Advanced TASERs versucht nun nicht mehr mit etwa 7 Watt in den Kommunikationsprozess zwischen Gehirn und Muskulatur einzugreifen, sondern erzeugt intensivere Stromschläge mit bis zu 26 Watt (bei etwa 50.000 Volt). Durch diese Elektro-Muskulare Disruption (EMD) werden die Muskeln direkt zu unwillkürlichen Kontraktionen gezwungen und angeblich auch besonders trainierte Personen oder Epilepsiekranke ausgeschaltet.

In die M26 wurde neben einem Laserstrahl zur besseren Zielerfassung auch ein Speicher eingebaut, der Zeit und Datum jedes Abschusses speichert. Diese Daten können auf Windows-9x-Computer heruntergeladen werden. Außerdem werden bei jedem Einsatz bis zu 40 "AFID" genannte Konfetti freigesetzt, die mit der Seriennummer der Munition bedruckt sind. So sollen Schützen identifiziert werden können. Fraglich bleibt, ob damit die von Amnesty International (ai) angeprangerten Misshandlungen von Gefangenen oder unbeliebten Polizeikameraden verhindert werden können. Die ai-Kampagne, die vor dem verbreiteten Einsatz medizinische Studien verlangt, ist zumindest in Phoenix auf taube Ohren gestoßen. Im kanadischen Toronto hat man einen Testeinsatz nach 15 Monaten auf unbestimmte Zeit verlängert. Von zwölf Einsätzen in 16 Monaten waren zehn zumindest teilweise effektiv.

Obwohl die US Consumer Protection Safety Commission den Advanced Taser als "nicht tödlich für normale, gesunde Erwachsene" deklariert, traut sich selbst der Hersteller Todesfälle nicht auszuschließen und nennt die Waffen "less-lethal". Im Fall des Falles stirbt man also etwas langsamer. (Daniel A. J. Sokolov)/ (tol)